Ich hasse Musicals

Tja, warum? Zum einen natürlich, weil ich einen plakativen Titel für eine weitere langweilige Liste, diesmal von Dingen, die mir auf den Sack gehen, gebraucht habe.
Zum anderen "hasse" ich natürlich keine Musicals. Wie will man auch ein Nichts mit einem möglichst pompösen Rahmen hassen? Ein Musical, das ist doch einfach Schauspiel und Gesang in einen Topf geschmissen und dann mit vielen bunten Spots drauf gestrahlt. Kurzum, eine Materialschlacht ohne Inhalt.
Mag sein, dass ich da in eine Realismusfalle tappe, weil ich mich noch bei jedem Musical gefragt habe: "Wieso singt die jetzt? Kann die nicht mit normalen Worten sagen, was sie will?" Aber lassen wir uns also darauf ein, dass eine Kunstform nicht der Selbstzensur des Realismus unterliegen darf. Nicht die reale, sondern die Traumwelt soll der Maßstab sein. Dann schließt sich daran gleich die nächste Frage an: Wer von uns hat schon mal in Musical-Form geträumt? Es gibt ja Menschen, die träumen in Schwarz-Weiß. Von daher sind Schwarz-Weiß-Filme sehr wohl eine legitime Kunstform, Musicals aber nicht.

Okay, ich kenne auch keinen, der von sich sagt, dass er in Gedichtform träumt. Ist es also sträflich inkonsequent von mir, dass ich noch keinen "Club zur Abschaffung des Gedichtes" gegründet habe? Allerdings ist bei Gedichten auch sowas wie eine friedliche Koexistenz möglich. Da werden nämlich keine Pauschalreisen zu Gedicht-Vorlesungen oder -Seminaren in großformatigen Zeitungsanzeigen angepriesen. Der Penetranz-Faktor bei Musicals (oder vielmehr bei dem, was daraus gemacht wird) ist schlichtweg zu hoch.

Eins sollte ich unbedingt noch anmerken: Ich habe ja eine Liste von Dingen, die mir auf den Sack gehen, angekündigt. Damit sollte eigentlich jedem klar sein, dass Weiterlesen so eine gewisse Gefahr in sich birgt -- und nicht nur für die unter uns, die Andrew Lloyd Webber heißen. Es könnte ja durchaus sein, dass man sich in der Liste an prominenter Stelle wiederfindet.
Typische Risikogruppen sind Autofahrer, Zahnärzte, Bundeskanzler und andere Angehörige einer Minderheitengruppierung.

  1. Autofahrer, die meinen, Radfahrer müssten generell geduzt werden und vielleicht mal bei grauhaarigen und damit offensichtlich altersweißen eine Ausnahme machen.
  2. Cut'n'Paste wobei ich wohl eigentlich Copy'n'Paste meine. Aber das klingt nicht so rund. Es gibt wohl unter Programmierern keine schlimmere und weiter verbreitete Seuche, als komplette Blöcke zu duplizieren, dabei Kommentare, die an der neuen Stelle natürlich nichts mehr erklären, unangepasst zu lassen und darauf zu vertrauen, dass der Compiler Stellen, die zu ändern sind, schon ausfindig machen wird.
  3. Rechtsschutzversicherungen, vor allen Dingen, wenn sie mit erstaunlicher Borniertheit Krokodilstränen darüber weinen, dass es doch ach so schwierig geworden sei, als Bürger zu seinem guten Recht zu kommen, da doch die Anwaltshonorare und Gerichtskosten so eminent teuer geworden seien.
    Ja, warum ist das wohl so? Doch wohl weil jetzt jeder wegen irgendeiner Lapalie vors Gericht rennt. Denn er hat ja eine Rechtsschutzversicherung und die soll sich ja auch rechnen: "Wenn ich schon monatlich meine Versicherungsprämie zahle, dann will ich auch was davon haben!"
    Meine Lieblingsgegenfrage bei besonders penetranten Vertretern: "Sagen Sie mal, haben Sie eigentlich schon mal versucht, mit dieser Argumentation auch Adolf Hitler von einer Rechtsschutzversicherung zu überzeugen."
  4. Rollendes Handgepäck: Wer jemals in den letzten fünf Jahren an einem Flughafen war, kennt diese Seuche von Rollköfferchen mit Teleskop-Griff. Dass ein voluminöser Reisekoffer Räderchen unten dran hat, kann ich ja noch verstehen, aber wieso muss das bei einem Etwas von 50 auf 40 auf 30 Zentimeter so sein?
    Sinnigerweise haben die Gangways fast aller Flughäfen dieser Welt ein geriffeltes Bodenprofil, so dass ein penetrant dröhnendes Geräusch entsteht, wenn einer dieser Köfferchen durch die Gangway zum Flugzeug gezogen wird. Schaut man sich diese Leute vor den Köfferchen an, machen die meistens den Eindruck, zu der Sorte von Leuten zu gehören, die gerne an mangelndem Service, der schlechten Organisation und allen möglichen anderen Dingen herum mäkeln. Nur dass sie selber mit dem Lärm, den sie verbreiten, erheblich die Nerven der anderen belasten, darauf würden sie nie kommen. Oft genug lag mir schon auf dem Weg zum Flugzeug die Frage auf der Zunge: "Ist das eigentlich Handgepäck? -- Na, wieso tragen Sie es dann nicht in der Hand, sondern lassen es über den Boden knattern?" Wenn man nur wüsste, dass die Typen, die da vor einem laufen auch tatsächlich deutsch verstehen!
  5. Betten in Hotels: Wieso müssen eigentlich in allen Hotels, egal ob in Amerika oder in Europa, die Betten so gemacht werden, dass die Decken stramm unter die Matratze geklemmt sind? Da kommt doch höchstens noch eine Kakerlake, nicht aber ein normal gewachsener Mensch drunter. Das erste was ich im Hotelzimmer mache, ist die Decke raus zu zerren, auch am Fußende. Es ist zwar ein gewisser Komfort, wenn die Füße nicht im Freien liegen, weil die Decke eben geschlossen ist, aber wenn das damit bezahlt wird, dass die Zehen von einer quälend strammen Decke nach unten gezogen werden, dann habe ich lieber kalte Füße.
    In Chicago habe ich auch mal versucht, das Zimmermädchen davon zu überzeugen, dass sie die Decke nicht wieder komplett unter die Matratze stecken muss, da ich da am kommenden Abend eh wieder rein wollte und es mir lieber wäre, wenn ich nicht wieder an der Decke zerren müsste. Sie konnte oder wollte es einfach nicht verstehen. Wahrscheinlich gibt es eine entsprechende Vorschrift und sie hätte ihren Job verloren, wenn sie dieser Regel nicht nachgekommen wäre.
  6. 3 Tabellen in Excel: Viel zu oft bekomme ich -- und wahrscheinlich nicht nur ich -- noch MS-Excel Dateien vom Typ wie die folgende:
    Die 3 Blätter Seuche
    Und jetzt darf jeder mal raten, in welcher von den 3 Tabellen tatsächlich etwas inhaltlich wichtiges drin steht. "Klar, in Tabelle 1, denn die ist ja fett hervorgehoben." Wäre ja schön, aber die ist leider nicht deshalb fett, um hervorzuheben, dass sich da die wichtigen Informationen befinden, sondern weil ich sie gerade ausgewählt habe, um sie anzuschauen. Genau, wie die anderen beiden Tabellenblätter auch, denn "Tabelle 2" klingt ja nun an sich nicht weniger wichtig als Tabelle 1 oder 3. In solchen Momenten frage ich mich jedesmal wieder, wen man da zuerst ohrfeigen müsste: Die Programmierer von Microsoft Office, weil sie hartnäckig der Meinung sind, dass eine Excel-Datei in der Standard-Einstellung 3 Tabellenblätter bräuchte, oder die Manager von Microsoft, weil die Lizenzkosten von Excel noch immer viel zu niedrig sind, so dass viel zu viele Nutzer Excel einfach wie einen Notizblock nutzen und mal ein paar Spalten und Zeilen voll schreiben und vielleicht auch noch ein bisschen farbig markieren (all das geht ja auf einem Notizblock auch). Aber das, was die Aktion von dem Schreiben auf einen Zettel unterscheiden würde, nämlich der ganzen Sache einen vernünftigen Oberbegriff zu geben, das machen sie nicht. Auf den zweiten Teil vom Begriff Tabellenkalkulation, der was mit Rechnen zu tun hat, will ich jetzt mal gar nicht eingehen.
    Vielleicht sollte ich auch der Übersetzungs-Abteilung von Microsoft den Hinweis geben, dass sie "Sheet" jahrelang falsch ins Deutsche übertragen haben, und dass ich ihnen als Muttersprachler aus fundierter, sprachwissenschaftlicher Quelle versichern kann, dass das mit "Bitte ignorieren" viel verständlicher übersetzt wäre. "Bitte ignorieren 1" würde so schnell keiner mehr unbedacht auf seine digitalen Mitmenschen los lassen. Dass das nicht nur MS Excel sondern auch OpenOffice betrifft, wurde ja schon auf dem Wiki der WG ausgiebig beklagt. Vielleicht sollte man dann doch eher beim Benutzer ansetzen und nicht bei den Softwareherstellern?!