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PutzplanPhilosophie

Wozu braucht es einen Putzplan?

In den meisten Fällen ist ein Putzplan ja nur dazu da, um ein sich selbst rechtfertigendes Häkchen setzen zu können. Bei genügend Chuzpe kommt man so unter Umständen durch ein simples Herdplatten putzen zu dem erhebenden "Häkchen gesetzt – Arbeit erledigt" Gefühl.

Das kann natürlich nicht Sinn und Zweck eines Putzplans sein. Genau deshalb funktioniert auch auf unserem Putzplan das Häkchen setzen nicht. Zumindest ist das bei den meisten Browsern so. Und für euch da draussen ja ohnehin, da zum Abhaken ein Passwort gebraucht wird.

Also nochmal, wozu braucht es einen Putzplan? Es könnte ja auch einfach jeder mal putzen, wenn die Gemeinschaftszimmer in der WG dreckig sind. Das Problem ist jetzt weniger, dass die einzelnen Bewohner unterschiedliche Vorstellungen von dreckig haben, sondern dass die meisten nach einer gewissen Zeit zu der Ansicht kommen, sie seien die einzigen, die putzen würden.

Da hilft natürlich so ein Putzplan-Haken von Emil Ekelschwelle beim Bad durchaus, um diesem verbreiteten Vorurteil den Wind aus den Segeln zu nehmen. Insbesondere dann wenn neben dem Häkchen auch noch die Armaturen im Bad mal so richtig vom Kalk befreit glänzen. Kurzum, der Putzplan hilft, wenn er denn geschickt eingesetzt wird, manch eine(n) von einer Putz-Märtyrer-Paranoia zu befreien.

Manche sehen ja auch im Putzplan eine grundlegende Arbeitsanleitung und erhoffen sich, durch umfangreiches Auflisten all der neuralgischen Punkte in der Wohnung auch für Dinge, die gerne übersehen werden (wie zum Beispiel Duschvorhang, Fußabtreter vor der Tür, … mehr Anregungen gibt es beim SchreiNachOrdnung), zu erreichen, dass auch die zumindest alle 2 Monate bearbeitet werden, da man anhand des detaillierten Plans ja einfach feststellen kann: "Aha, vor 3 Monaten wurde die Klobürste das letzte Mal entkalkt, also mache ich mich heute mal wieder dran …"

Derartiger Sachlichkeitsoptimismus vernachlässigt aber sträflich die komplizierte psychische Gesamtkonstellation der Beteiligten und ist damit meistens zum Scheitern verurteilt.

Gibt es überhaupt brauchbare Konzepte?

Klar gibt es die: "Jeder wirft 10 Euro pro Monat in die WG-Kasse und es kommt eine nette und routinierte Putzhilfe dreimal im Monat vorbei und macht sauber." Dann wird immer der gleiche Sauberkeitslevel erreicht, weil die Putzunfähigkeit von manchen Zeitgenossen sich nicht ausleben kann. Allerdings ist das meist nur eine vorübergehende Lösung, weil sich die gute Frau nach einigen Monaten (okay sind wir ehrlicher – nach einigen Wochen), dabei wiederfindet, wie sie Geschirr spült, Herdplatten schrubbt und andere Dinge tut, die nicht zur Grundreinigung gehören und für deren Bewältigung die WG-Bewohner jetzt eigentlich Zeit haben sollten, da sie ja durch die bezahlte Kraft von den profanen Putzaufgaben befreit sind.

Okay, jetzt zur Lösung, die nach diesem 6 monatigen Outsourcing-Versuch kommt. Das Problem beim herkömmlichen Putzplan liegt eben genau darin, dass er ein "Plan" ist. Ein Plan muss gelesen werden, und zwar von allen. (Auch ein ausgklügelter Email-Push-Mechanismus hilft da nicht viel weiter.) Wenn das nur ein oder zwei machen, sind diese beiden die einzigen, die putzen und sich entsprechend entrüstet zeigen (siehe oben). Bei den den meisten Menschen wird die Entrüstung begleitet, von einen starken Drang zu erzieherischen Maßnahmen. "Laut Plan, bin ich zwar dran, aber das kann ja nicht angehen, dass ich jetzt den Dreck von den beiden wegputze, die vor mir dran waren, dann lernen die das ja nie!"

Und genau das ist die immanente Putzplan-Problematik, dass derjenige, der ihn eigentlich von Natur (oder Erziehung) aus einhalten würde, ihn auch nicht einhalten wird. Und wenn dann einer für alle liest und den anderen jeweils mit strengem Gesichtsausdruck vorhält, was sie zu tun haben, dann sollte man sich vielleicht an der Stelle überlegen, ob man das Projekt WG nicht besser in die Tonne werfen sollte.

Deshalb:

Der Plan muss weg und das Barometer muss her!

"Barometer" bedeutet, dass es für jeden Bereich eine (gefühlte) Sauberkeitstemperatur gibt. Und diese Temperatur wird schlauerweise nicht nur von einem gefühlt (von dem der auf der Liste steht), sondern von allen. Sie wird in Form von Bällen repräsentiert, die in Plastikröhren geworfen werden, von denen es für jeden Bereich eine gibt und die vor der Tür von dem hängen, der diesen Bereich gerade sauber zu machen hat.

jeder weitere Ball zeigt erhöhten Bedarf an


Idealerweise sollte vor jeder Türe immer nur eine Röhre hängen. Das muss aber nicht sein, weil es Aufgaben gibt, die langsamer kreisen – Treppenhaus oder Balkon, besonders im Winter – und solche die schnell die Runde machen, weil sie entweder weniger aufwändig zu putzen sind oder schneller verdrecken. Wenn jemand in Urlaub ist, bekommt das System natürlich auch ein wenig Schieflage – wobei ihr ja hoffentlich beim Einzug schriftlich festgehalten habt, dass mehr als 3 Wochen Abwesenheit nicht drin sind. Da sollte sich aber das System bewähren, dass ein Urlauber nicht die leere Röhre nach erledigter Arbeit als nächster im Zyklus aufgedrückt bekommt, sondern dass der dann übersprungen wird.

Mal schnell eine Nebenbemerkung zur Umlaufbeschleunigung bzw. in Anlehnung an die Barometer-Analogie zur Röhrendurchlauferhitzung: Wer jetzt meint, dass, bedingt durch die eine fehlende Station, die Röhre für die Küche schon nach drei Wochen, anstatt von vier, wieder bei mir ist, liegt falsch. Es ist ja auch einer weniger, der Dreck macht, und folglich steigt die Ball-Temperatur in der Küchenröhre auch weniger schnell. Nur in Ausnahmefällen darf nämlich jemand 2 Bälle in die Röhre werfen.

Diese Ausnahmesituationen muss man zusammen bei der Einführung des Konzepts durchdiskutieren. Genauso wie es auch notwendig ist, festzulegen, was das absolute Limit ist, ab wann die Röhre, bzw. die Kacke am Dampfen ist, und die Küche oder das Bad innerhalb der nächsten 24 Stunden sauber gemacht sein muss.